Nr. : Die Sprechende Uhr mit Tonfilmband 1910–1913


HIer im Edisonium sehen sie 2 Sprechende Uhren. Die sprechende Uhr mit Tonfilmband war eine technische Sensation ihrer Zeit: eine mechanische Tischuhr, die die Uhrzeit mit menschlicher Stimme ansagte – entweder automatisch alle 15 Minuten oder per Knopfdruck. Entwickelt wurde sie als Nachtuhr oder Wecker, um die Zeit auch ohne Licht hörbar zu machen. Im Innern arbeitete ein raffiniertes System: Ein ca. 80 cm langes Zelluloid-Filmband enthielt 48 Tonrillen – je eine für jede Viertelstunde eines halben Tages. Eine Schalldose mit Saphirnadel tastete die Tonrille ab, das Band wurde nach der Ansage zurückgespult, die Nadel über eine Gewindespindel weitergestellt. Das Ganze funktionierte vollständig mechanisch – ohne Strom, nur mit Federwerken. Die Technologie geht zurück auf die Erfinder Franz Seelau (Mechanik) und Alexander M. Newman (Tonfilmtechnik), die 1910 die Firma „Die Zeitansagende Uhr GmbH“ gründeten, später „Sprechende Uhr AG“. Die Uhr wurde in Fachzeitschriften ausführlich vorgestellt und war für den internationalen Markt in über 30 Sprachen vorgesehen. Dennoch blieb es bei wenigen Prototypen – die Herstellung war aufwändig, das Bandmaterial empfindlich, die Technik anfällig. 1913 ging die Firma in Konkurs.

Warum es keine „Hiller-Uhr“ ist: Der Name „Hiller-Uhr“ tauchte erst Jahrzehnte später auf – ab den 1950er Jahren, als Waldemar Hiller, der Sohn des Mechanikers Bernhard Hiller, seinen Vater öffentlich als Erfinder der sprechenden Uhr präsentierte. Historische Quellen zeigen jedoch klar: Bernhard Hiller war weder an der Entwicklung noch an der Produktion der ursprünglichen sprechenden Filmbanduhr beteiligt. Seine erste eigene Patentanmeldung erfolgte erst nach dem Konkurs der ursprünglichen Firma – und betraf ein anderes Konzept mit Schallplatte. Die Bezeichnung „Hiller-Uhr“ ist deshalb historisch nicht korrekt – sie ist das Ergebnis einer später entstandenen Legende, die in Fachkreisen heute als widerlegt gilt.


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